Tim Jansen's Blog (deutsch)


2004/12/10
VoIP Software Telefone
Da Weihnachten naht und man Geschenkgelegenheiten wunderbar damit kombinieren kann, das Leben anderer Menschen zu digitalisieren, habe ich mir mal diverse VoIP Software angesehen. Zwar sind richtige Hardware VoIP-Telefone (wie das BT-101) einfacher zu bedienen, aber es ist ausser mir wohl kaum jemand bereit, sich neben das ISDN-Telefon noch ein VoIP-Telefon zu stellen (oder gar ISDN aufzugeben). Auch Analog-Adapter oder DECT-Karten lösen das Problem nicht. Daher die Entscheidung für Software-Telefone, die ich dann mit einem USB Headset kombinieren könnte. Probiert habe ich WEB.DE FreePhone, Freenet iPhone, X-Lite und (ganz kurz) den Pulver.Communicator:

WEB.DE FreePhone
Als erstes habe ich mich bei WEB.DE FreePhone registriert, die vor kurzem ihr Netz mit Sipgate und Freenet zusammengeschaltet haben und so als dritter Anbieter interessant geworden sind. Web.de bietet, ebenso wie Freenet, eine eigene Software an. Dies hat vor allem den Vorteil, dass es kostenlos und einfacher zu konfigurieren ist.


Die Web.de Software ist eine lizensierte Version des kommerziellen SIPPS Packets. Die Installation mit dem SIPPS Assistenten war vergleichweise einfach und hat mir am besten gefallen von allen Programmen, die ich probiert habe. Nett fand ich prinzipiell auch, dass SIPPS UPnP-fähige Router findet und konfigurieren kann (per UPnP kann ein Programm das Routing der Firewall ändern und Ports freischalten). Das sollte in der Praxis zuverlässiger sein für das Überwinden von Firewalls als das alternativ angebotene STUN. Ich habe dennoch STUN genommen, da UPnP je nach Konfiguration die Benutztung meines Hardware Telefons unmöglich machen könnte. Der grösste Haken der SIPPS Installation ist definitiv, dass es den Anwender hier zwingt, eine Entscheidung zu treffen. Wieviele Prozent der 'normalen' Anwender wissen, was STUN oder UPnP ist? Und selbst wenn man beide Protokolle kennt, hat man nicht genug Informationen, um eine gute Entscheidung zu treffen. Microsoft-Programme machen so etwas vollautomatisch (und da habe ich auch irgendwie mehr Vertrauen, dass sie es vernünftig machen).
Von UPnP abgesehen gab es noch einen zweiten Haken, der an meiner Audio-Konfiguration liegt. Ich habe eine normale Soundkarte, die ich fuer die Ausgabe benutze (aber kein Mikrofon hat), und eine Web-Kamera mit eingebautem Mikrofon. SIPPS hat die Situation grundsätzlich erkannt, zumal mein Windows auch entsprechend konfiguriert ist, liess mich dann aber in einem etwas verwirrenden Dialog den Mixer der Kamera suchen. Der Windows Messenger hatte keine derartigen Probleme.

Nach der Installation erscheint dann die Oberfläche, die leider (wie bei praktisch allen Konkurrenten) ein dämlicher Skin ist. Ich bin gerade nicht in der Stimmung für längere Hasstiraden, aber ich sollte bei der Gelegenheit erwähnen, wie sehr es mich annervt, wenn Programme unergonomische und meist auch noch hässliche Oberflächen haben, bei denen man nur durch Experimentieren herausfindet, wie sie zu benutzen sind. Gekonnt hat man es bei diesem Exemplar auch noch vermieden, den einzigen Vorteil von Skin-Oberflächen auszunutzen, nämlich dass sie platzsparend sein können. Das Original-SIPPS scheint übrigens einen anderen, etwas kleineren Skin zu benutzen als die Web.de Version. Das Programm selbst ist ansonsten simpel, aber funktional. Es hat auf Anhieb funktioniert, allerding mit starker Verzögerung beim Gespräch. Ich kann nicht genau sagen, woran das liegt. SIPPS unterstützt neben der Rufnummerform auch SIP-Adressen in EMail-Form, aber keine Präsenzinformationen. Viel mehr kann man dazu eigentlich auch nicht sagen, die Funktionalität entspricht einem Telefon der 80er.

Freenet iPhone
Mein zweiter Test war die Beta-Version 1.6 von Freenet iPhone. Dieser Client fällt schon bei der Einrichtung mit unnötigen Skins und mangelhaftem Verständnis der Designer fuer Oberflächen auf. An mindestens zwei Stellen benutzt er Checkboxen, die sich wie Radio-Buttons verhalten (also wenn man eine anklickt, deaktiviert sich die andere):


Mit meiner Audio-Konfiguration kam er bei der Einrichtung auch nicht zurecht, man kann kein Gerät auswählen und die von ihm genommene Audio-Quelle funktioniert nicht. Zwar schlägt die Einrichtung dann fehl, aber man kann später nachträglich die Audio-Quelle ändern. Geholfen hat es dennoch nicht, also habe ich ohne Mikrofon getestet...


Der Client selbst bietet zusätzlich zu den Funktionen der Web.de Software noch eine Integration mit den Mail- und Faxangeboten von Freenet und vor allem, und dass ist die grosse Neuerung der Version 1.6, eine Präsenzliste. Zu Schade nur, dass nichts davon bei mir funktioniert hat. Der Test-Anruf klingelte, aber es gab keinen Ton - auch nicht von meinem 'normalen' Telefon zu iPhone, denn der Weg sollte funktionieren. Normalerweise ist dies ein Zeichen dafür, dass RTP es nicht durch die Firewall schafft. Übrigens ist mir noch kein Programm untergekommen, dass in einem solchen Fall eine sinnvolle Fehlermeldung ausgibt. An dem Problem liess sich auch nichts ändern, da es keinerlei Netzwerkeinstellungen im Client gibt. Die Präsenzliste behauptete zudem die ganze Zeit, dass mein Sipgate-Telefon offline sei, obwohl es definitiv im Netz war (wobei das theoretisch ebenso an Sipgate liegen könnte).

Kurz gesagt: praktisch nichts bei mir hat funktioniert. Nun handelte es sich um eine Beta-Version, aber sie hat mir keine Hoffnungen gemacht, dass die stabile Version besser sein könnte, zumal dort ja die Präsenzfunktionen fehlen.

X-Lite / Sipgate
Sipgate hat keinen eigenen Client, aber empfiehlt die Verwendung von SIPPS (der von Web.de benutzt wird) oder X-Lite. X-Lite ist die kleine, kostenlose Version der XTen Software.


X-Lite ist sehr unspektakulär, vom Funktionsumfang mit dem Web.de Client vergleichbar und fällt nur durch seine grottenschlechte Oberfläche auf. Anders als bei der Konkurrenz gibt es keinen Assistenten zur Konfiguration, sondern ein ausgesprochen kryptisches Konfigurationsmenu. Nachdem ich mich da durchgeschlagen habe, konnte ich auf Anhieb und ohne Probleme über Sipgate telefonieren. Erwähnenswert ist noch, dass X-Lite ein paar quasi wilkürliche Einschränkungen hat, um die teueren XTen-Produkte nicht zu gefährden. So gibt es beispielsweise nur 3 Schnellwahltasten. Mein Eindruck ist dementsprechend gemischt. Ich habe X-Lite als einzigen Client nicht nach dem Test wieder deinstalliert. Wirklich guten Gewissens empfehlen kann ich ihn jedoch nicht, dafür ist die Oberfläche zu abstossend.


Pulver.Communicator
Zuletzt habe ich noch einen kurzen Blick auf die Beta-Version des Pulver Communicator geworfen.


Dieser Client funktioniert (in der frei verfügbaren Version) nur mit dem FWD Netzwerk und ist ohnehin noch sehr instabil und kommt auch deswegen nicht in Frage. Aber er sieht vielversprechend aus. Die Oberfläche benutzt keine Skins und orientiert sich an Instant Messengern (was ich für das beste Konzept halte). Er ist neben SIP auch noch kompatibel mit anderen IM-System wie Yahoo und AOL; er kommt mit STUN und UPnP durch die Firewall; und er ist, im Gegensatz zu allen anderen getesteten Alternativen, auch video-fähig.

Fazit
Wirklich zufrieden bin ich mit keiner der Alternativen. Gerade dem weniger technisch versierten würde ich den Web.de Client nahelegen bzw den Kauf von SIPPS (ca 20 EUR), wenn ein anderer Provider als Web.de benutzt werden soll. Wer kein Geld ausgeben und mal kurz SIP testen will, dem würde ich X-Lite empfehlen. Von dem Freenet Angebot würde ich abraten, zumal man einen 12 Monatsvertrag abschliessen muss um ins alte Netz zu telefonieren, jedenfalls wenn man keinen Freenet DSL hat. Hoffnungsträger ist auf jeden Fall der pulver.communicator. Wenn der stabil und mit Sipgate benutzbar ist, wird er der Client meiner Wahl.

Nachtrag (11. Januar 2005): siehe auch meinen Eintrag zu GMX NetPhone



Kommentare

Will mich jetzt hier nicht gross anmelden. Im Netz trete ich meist unter develich auf.
Zur Sache:
Es gibt da noch einen hier nicht erwähnten SIP-Client:
Windows Messenger (bei mir Version 5.1)
Die Ausstattung ist zwar etwas spartanisch, aber für jemanden, der eh diesen Messenger nutzt, durchaus brauchbar.
Wenn man angerufen wird, kommt dieses PopUp-Fensterchen und ein Jingle und nach einem Click ist man verbunden.
Beim DialOut kann man alternativ zu seinen direkten Kontakten dem eingetragen SIP-Provider eine Nummer schicken damit ein Gespräch initiieren.
Man hat nicht viel Einstellmöglichkeiten:
- Anmeldename
- Benutzername
- Kennwort
Notfalls noch Servername oder IP-Adresse, Protokoll und Port.
Mit ersteren 3 Angaben, einem UPnp Router und Windows XP SP2 mit installiertem "Internet Gateway-Gerätesuche und Steuerungsclient" und "Peer-zu-Peer" (letzteres möglicherweise auch nicht notwendig) konnte ich sofort mit Web.de als SIP-Provider arbeiten. Mit GMX war es mir nicht vergönnt. Die haben irgendwie eine andere Anmeldung. Ein Problem, was wohl auch andere SIP-Clients haben.
An der Stelle wäre ich für Informationen dankbar.

develich@o2online.de
callto://develich

 


hi,

habe ein riesenproblem, vielleicht kennt sich ja jemand da aus:
habe fernbeziehung(700km nl-d)
meine freundin kann über web.de freephone über analog-telefon telefonieren. das soll auch so bleiben/sie hat keine soundkarte!

ich will sie gerne über voip anrufen oder anrufen lassen:
dafür brauch ich also

web.de freephone oder
nicotel oder
sipgate oder
freenet.

nicotel und freenet kosten beide was im monat. das will ich vermeiden.

mit sipgate gibt´s irgend ein anderes problem.

also am besten auch web.de freephone.

MEIN PROBLEM ich kann unseren router (studenten wg)nicht so konfigurieren, dass ich ne funktionierende verbindung bekomme.
diese bricht nach wenigen sekunden ab. bzw. ist zerhackt.

ich bin absolut frustiert. seit 2 wochen mach ich am feierabend nichts anderes als herumzuexperimentieren.

vielen dank für eure hilfe

klaus

 


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