Tim Jansen's Blog (deutsch)


2006/02/25
Allnet Allsound / Audio Mate
Im Dezember habe ich mich gefragt, wie lange ich mich wohl mit dem Kauf eines Allnet Allsound zurückhalten kann. Die Antwort lautet "etwa einen Monat". Um es noch mal kurz zusamenzufassen, der Allnet Allsound ist ein UPnP-fähiger Network Media Receiver mit eingebauten Lautsprechern im Küchenradio-Format für etwa 120 EUR. Und so sieht er aus:

Die erste Überraschung, als ich mein Computeruniverse-Packet geöffnet habe, war, dass weder auf der Verpackung, noch in der Dokumentation, auf dem Gerät oder in der Firmware irgendetwas vom "Allnet Allsound" zu lesen ist. Stattdessen wird das Gerät überall als "Audio Mate" bezeichnet. Laut Typenschild scheint der tatsächliche Hersteller sich "U-Media" zu nennen, mehr habe ich dazu nicht herausfinden können. Spielt für mich aber auch nicht wirklich eine Rolle.
Das Design des Audio Mate wirkt sehr billig. Der erste Kommentar, den ich mich anhören musste, war "sieht aber ziemlich Tschibo aus", und das trifft es eigentlich ganz gut. Ansonsten ist die Hardware recht brauchbar. Das Schwarz/Weiss LCD Display mit weisser Hintergrundbeleichtung ist ordentlich, um Welten besser als das des Noxon 1, und die Tasten haben einen sehr deutlichen, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu laut klickenden Druckpunkt. Der Klang der Lautsprecher ist dagegen weniger überzeugend, was zu erwarten war, aber für die Küche reicht es mir.



Auf der Rückseite sieht man oben einen silbernen Taster, mit dem man die eingebaute Weckfunktion unterbrechen und im Standby-Mode das Display beleuchten kann. Rechts daneben liegt der etwas schwer zugängliche Standby-Taster. An der linken Seite befindet sich ein analoger 3.5mm Kopfhörer-Anschluss und rechts ein USB-Port, den ich mangels Interesse noch nicht benutzt habe. Für die Stromversorgung sorgt ein mitgeliefertes, externes Netzteil. Ausserdem wird eine unspektakuläre, aber funktionale IR-Fernbedienung mitgeliefert, zu der es eigentlich nicht viel zu sagen gibt. Alle Funktionen der Fernbedienung sind auch über die Tasten des Gerätes erreichbar, wenn auch oft nur etwas umständlicher. Für meinen Einsatzzweck, als Küchenradio, brauche ich die Fernbedienung eigentlich nicht.


Wenn man das Netzteil des Audio Mates einsteckt (einen richtigen Ein/Aus-Schalter gibt es nicht), fährt das Gerät mit dem linken Bild hoch. Es ist ein guter Vorgeschmack für das relativ schreckliche Design der gesamten Firmware, die etwa die Eleganz von Motif aufweist.

Nachdem der erste Schock verflogen war, stellte sich die Firmware allerdings als gar nicht so übel heraus. Die WLAN-Konfiguration gehörte definitiv zu den besseren, und im Gegensatz zu vielen anderen Geräten ist er WPA-fähig, was ich aber wegen meinem Noxon hier nicht nutzen kann. Auch erwähnenswert ist, dass die GUI ohne Verzögerungen auf Tastendrücke reagiert. Wenn eine Operation doch einmal etwas länger dauert, dann erscheint eine animierte Uhr. Solche Features sollten zwar selbstverständlich sein, sind sie aber leider bei weitem nicht immer.



Das Hauptmenu des Audio Mates hat vier Punkte: ganz links kommt man auf den Dialog für den gerade spielenden oder zuletzt gespielten Titel. Als zweites kommen die Radio Funktionen, dann das "Music" Menu für andere Medien und rechts das "Settings" Menu. "Music" ist wohl die interessanteste Funktion, daher fange ich mal damit an. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man schliesst einen USB Massenspeicher an, was ich nie probiert habe, oder man wählt einen UPnP Media Server aus.



Die Auswahl der Media Server sieht man links. Eine nervtötende Eigenschaft des Audio Mate ist, dass er einen recht grossen Font benutzt und deswegen zu lange Namen die ganze Zeit durchscrollt, wie auf dem Bild gut zu sehen. Der richtige Servername "GMediaServer Herry" passte nicht in die Zeile. Die Serverauswahl hat allerdings auch noch zwei andere Macken, die auch die für mich grössten Nachteile darstellen. Zum einen funktionieren bei mir nicht alle ausprobierten Media Server. Der GMediaServer und TwonkyMedia funktionieren problemlos. Mein On2Share Server, der Cidero Radio Server und TVersity werden dagegen offenbar nicht gefunden und deswegen nicht angezeigt - und peinlicher Weise ebensowenig der beim Audio Mate mitgelieferte Organ Media Server. Das andere Problem ist, dass nach ein paar Stunden der GMediaServer einfach aus dem Menu verschwindet. Wenn man das Menu ein paar Mal aufruft, dann erscheint er wieder. Ich bin allerdings nicht sicher, ob das zweite Problem wirklich am Audio Mate liegt - die TwonkyMedia Testversion läuft nur 30 min, und meine anderen Server funktionieren schliesslich nicht.

Wenn man seinen Server ausgewählt hat, kann man sich durch die Menus wühlen, die wie auf dem rechten Bild dargestellt werden. Dabei fällt negativ auf, dass der Audio Mate jede Menuebene ein paar Sekunde lang lädt - andere UPnP-Geräte sind da schneller. Zumindest aber macht die Oberfläche dabei einen stabilen Eindruck und hängt nicht einfach, sondern man sieht die animierte Uhr auf dem folgenen Bild:

Hat man dann den Titel ausgewählt und spielt ihn ab, bekommt man die rechte Anzeige zu sehen. Reichlich unglücklich finde ich, dass durch das völlig unnötige Icon nur 10 Zeichen des Titels angezeigt werden. Ansonsten gibt es dort einen Repeat- und Shuffle Mode (zu erkennen an den Icons unten), und man kann wie bei den meisten anderen Geräten auch in das UPnP Menu zurück und einen anderen Titel auswählen, während der andere noch läuft. Die beiden Hauptprobleme beim Abspielen sind aber, dass er zum einen zwischen zwei Titeln einer Playlist etwa 2 Sekunden Pause macht, und dass es nur eine sehr primitive 'fast-forward' Funktion gibt. Damit kann man durch den Titel in grob geschätzt 10-facher Geschwindigkeit durch den Titel springen, was für Musik vielleicht auch noch ganz ok wäre. Ich höre allerdings gelegentlich auch längere Podcasts, beispielsweise die etwa 2 Stunden langen Free Talk Live-Ausgaben. Wenn man diese nach einer Stunde unterbricht und dann nacher an der gleichen Stelle fortsetzen wollte, dann müsste man dafür 6 min lang die Fast-Forward-Taste gedrückt halten... nicht wirklich komfortabel. Und ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich beim Benutzen des Fast-Forward auch meinen einzigen Absturz in etwa einem Monat hatte. Ansonsten war der Audio Mate bislang immer stabil (was ich nicht oft genug betonen kann, angesichts meines Noxon-Traumas).

Die Fernsteuerung über UPnP habe ich mit dem Cidero Control Point ausprobiert. Dort wird der Audio Mate zwar korrekt als Media Renderer angezeigt, verweigert aber ansonsten jegliche Reaktion.


Neben der UPnP-Funktionalität hat der Audio Mate auch zwei Radio Modi. Da wäre zum einen ein UKW-Empfangsteil, dessen Existenz ich zu ignoriere versuche, und dann gibt es das Internet-Radio-Menu. In letzterem gibt es einen Haufen voreingestellter Stationen, die sich scheinbar nicht ändern lassen und von denen es einige nicht mehr gibt. Zusätzlich wird der kommerzielle und kostenpflichtige vTuner-Dienst unterstützt, und es gibt eine Favoritenliste, in die man ausser den voreingestellten Stationen auch per USB(!) eigene Stationen importieren kann. Die meines Erachtens einfachste und sinnvollste Methode zum Radiohören ist es aber, das Radiomenu einfach zu ignorieren und stattdessen einen Radio-fähigen UPnP-Server wie TwonkyMedia zu nehmen.


Im Settings Menu findet man neben den Netzwerkeinstellungen und der des NTP-Servers auch Alarm- und Sleep-Funktionen. Die Alarm-Funktion hat die eigentlich ganz nette Eigenschaft, dass man sich mit Musik des UPnP-Servers wecken lassen kann. Nur leider kann man die Musik nicht direkt auswählen, sondern das Gerät spielt immer nur die zuletzt gewählte Playlist. Das ist etwas unpraktisch, wenn man auch mit Musik oder gar bei einem Podcast einschläft. Noch schlimmer fand ich allerdings, dass es nicht immer funktioniert. Ich habe den Alarm ausprobiert, und bei den ersten 2 Versuchen hat das Gerät mich auch geweckt. Am dritten Morgen jedoch blieb es stumm - dies mag mit dem oben beschriebenem Phänomen der verschwindenen UPnP-Server zu tun haben, aber ich bevorzuge zuverlässige Wecker.


Die Sleep-Funktion (mit der das Gerät sich nach einer gewissen Zeit ausstellt) ist die umständlichste Implementation eines derartigen Features, die ich je gesehen habe. Nachdem man sich durch die Menus gewühlt hat muss man eine Uhrzeit eingeben, zu der sich der Audio Mate abschaltet. Damit kann man dann zwar auf die Sekunde festlegen, bis wann man mit Musik berieselt wird, aber eine simple Auswahl der verbleibenden Zeit in 30 min Schritten hätte mir auch gereicht...


Und zu guter Letzt noch ein Bild vom Standby-Mode, in dem der Audio Mate das Display nicht wie der Noxon abschaltet, sondern die aktuelle Uhrzeit anzeigt. Normalerweise bleibt die Beleuchtung aus, für dieses Bild habe ich sie mit der oberen Taste angeschaltet. Ist auf jeden Fall für ein Küchenradio ganz nett.

Wirklich überzeugt hat mich der Audio Mate nicht, und gerade das UPnP-Server Problem ist schon nervig. Vielleicht wird es ja eines Tages durch ein Firmware-Update behoben. Zumindest im Vergleich zum Noxon 1 ist er auch jetzt schon ganz ok, und so wird er auch in Zukunft dessen Rolle in meiner Küche einnehmen.



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