Tim Jansen's Blog (deutsch)


2004/03/21
Neuston Virtuoso Mc-500
Gestern habe ich ihn endlich bekommen, meinen Virtuoso Mc-500. Der Mc-500 ist ein "Media Point", oder welche der 200 Bezeichnungen für diese Art von Geräten sich auch immer durchsetzen wird. Er wird per Ethernet oder WLAN mit einem Server verbunden und kann dann diverse Audio und Video Formate wie Ogg Vorbis, MP3, MPEG 1-4 und Divx vom Server abspielen. Ausserdem kann man Internet-Radio hören. Ausschlaggeben bei der Entscheidung für den Mc-500 war letztenendes, dass er 1. im Gegensatz zu allen Konkurrenten einen DVI-Ausgang hat und 2. ich sogar 3 Linux-fähige Server zur Auswahl habe: den Java/Tomcat-basierten Server von Neuston, OpenShowCenter und Oxyl-Box. Der Mc-500 ist weitestgehen identisch mit dem weiter verbreiteten Pinnacle ShowCenter und einigen anderen Geräten, so dass man diesselben Server benutzen kann.

Neuston Virtuoso Mc-500 von vorne
Die grösste Überraschung für mich war sicherlich das Bedienungskonzept und Protokoll. Ich hatte mit irgendetwas hoch-proprietärem gerechnet für das Browsen von Musik und das Streaming, oder zumindest UP'n'P. Aber der Mc-500 ist einfach nur ein HTML-Browser mit eingebautem Musik/Video-Spieler. Der HTML-Teil kann nicht wirklich viel, aber man kann einfachere Internet-Seiten damit aufsuchen und somit auf dem Fernseher sehen. Die gesamte Oberfläche ist in HTML, inklusive der Einstellungen, und läft im Browser. Die Server sind passend dazu relativ einfache HTTP-Server. Die freien OpenShowCenter und Oxyl-Box sind in PHP geschrieben und laufen auf Apache. Wenn man nun den Mc-500 einschaltet bekommt man eine Liste der verfügbaren Server. Die automatische Serversuche ist die einzige Funktion, die kein HTTP benutzt, und scheint UP'n'P zu benutzen. Die freien Server unterstützen die Serversuche nicht, daher muss man sie per Hand eintragen. Nach der Server-Wahl kommt man auf die Startseite des Servers, die in der Regel (je nach Server) die Wahl zwischen Musik, Filmen, Photos und Internet bietet. Von nun an kommt die gesamte Oberfläche vom Server. Die HTML-Seiten benutzen eine kleine Erweiterung in Links, ein Attribut namens "tvid", mit der Links sich auf Tasten der Fernbedienung legen lassen. So kann man wahlweise mit den Pfeil-Tasten eine Option aussuchen oder direkt die passende Taste drücken, und wühlt sich relativ zügig durch die Menus, bis man das gefunden hat, was man hören oder sehen will.

Die Oberfläche der Neuston-Server sieht am professionellsten aus und versieht alle Links konsequent mit Fernbedienungs-Nummern. Leider gibt es keine Möglichkeit, irgendwelche Abkürzungen zu benutzen, um schneller an die meistbenutzten Playlists oder Radio-Stationen zu kommen. Man muss sich leider immer erst durch die Menus hangeln, bis man zum gewünschten File kommt. Meine Musiksammlung ist eine Herausforderung für die meisten Programme, mit 6000 Ogg Dateien und 3000 Ordnern. Leider skaliert der Neuston-Server hier überhaupt nicht, ich muss mich mühsam in 10er-Schritten durch die Ordner blättern, was das Finden von Titeln, die nicht mit "a" anfängen, fast unmöglich macht. Dazu kommt, dass der Server zwar eine Suchfunktion nach Interpreten hat, aber nur nach MP3s sucht und Oggs ignoriert. Mit meinen 30 MP3s macht das nicht so viel Sinn... kurz gesagt, der Neuston-Server ist nicht so umwerfend.

OpenShowCenter ist der zweite Server und der, bei dem ich wohl auch bleiben werde. Oxyl habe ich nicht ausprobiert, zumal unter Linux der für Internet-Radio nötige Proxy nicht richtig funktionieren soll. Wenn man erst mal einen PHP-fähigen Apache-Server bei sich laufen hat, ist die Installation relativ einfach. OSC braucht keine Datenbank oder ähnliches. Anfangs hatte ich das Problem, dass mein Mc-500 keine Files abspielen wollte. Nach einiger Arbeit mit Ethereal und vergleichen des HTTP-Traffics zwischen dem Neuston-Server und OSC habe ich herausgefunden, dass an der Suse 9.0 Version des Apaches lag (2.0.48). Bei HTTP-Requests mit dem Range-Attribut (die der Mc-500 zum Streaming benutzt) lieferte Apache falsche Header. Nach einem Update auf 2.0.49 funktioniert OSC problemlos. Hauptvorteil von OSC gegenüber der Neuston Software ist, dass man in der Startseite die Fernbedienungsnummern mit den meistbenutzten Playlists und Radio-Stationen belegen kann. Dadurch erspart man sich die Menus, ausserdem kann man ihn so auch bei ausgeschaltetem Fernseher bedienen (der Mc-500 hat keine Anzeigen o.ä., alles läft über den Fernseher). Auch die Browsing-Funktionen sind besser geeignet für grosse Listen. Wenn man in der Liste eine Ziffer drückt, springt man zum entsprechenden Buchstaben. Die Fernbedienung des Mc-500 hat wie Buchstaben unter den Ziffern, wie sonst bei Telefonen üblich. Dadurch kommt man erheblich schneller zu dem, was man sucht. Kleiner Nachteil ist, dass wenn man angekommen ist, man nicht wie bei dem Neuston-Server mit einem Tastendruck zum Titel kommt, da die Nummern-Tasten halt schon belegt sind. Bei kurzen Listen, wie meinen Videos, ist es daher etwas umstänlich. Vielleicht schreibe ich einen Patch, damit man zwischen beiden Modi wechseln kann...

Neuston Virtuoso Mc-500 Rückseite
Was mich am meisten beim Neuston nervt, ist die Fernbedienung. Sie ist relativ schwach, so dass man gut zielen muss und oft Tastendrücke nicht ankommen. Nicht sehr verwunderlich, sie ist vielleicht 3-4 mm hoch und hat eine Knopfzelle, da ist nicht viel Leistung zu erwarten. Dass die Tasten eine Folientastatur haben kommt noch erschwerend hinzu. Meine nächste Anschaffung wird wohl eine lernfähige Universalfernbedienung sein müssen.
Nachtrag (22-03-04): Im Neuston-Forum ist zu lesen, dass es wohl eine neue Fernbedienung geben wird.

Was mir auch fehlt ist etwas mehr Feedback beim Abspielen von Musik. Derzeit wird einfach nur der Filename angezeigt. Ich hätte gerne Meta-Informationen des Titels (ID3 etc) und vor allem die passende Zeit-/Fortschittsanzeige. Ausserdem sieht man, je nachdem, auf dem Bildschirm nur den Titel vor schwarzem Hintergrund (OSC) oder den Titel unleserlich vor der Browser-Seite (Neuston). Hoffentlich gibt es ein Firmware-Update, um das etwas besser zu lösen.
Nachtrag (22-03-04): Die Zeit- und Fortschrittsanzeige bekommt man mit der (i) Taste der Fernbedienung.

Sonstige Sachen, die mir so einfallen:

  • Als Internet-Radio lassen sich alle Shoutcast-Stationen benutzen, also MP3 über HTTP. Die Server haben dazu einen Proxy, vermutlich um die Shoutcast-Eigenheiten aus dem Stream zu filtern. Ogg über HTTP habe ich noch nicht probiert.
  • Wie gesagt haben die Ziffern der Fernbedienung eine telefonartige Buchstabenbelegung. So kann man Buchstaben eingeben wie man SMSs tippt. Nicht sehr komfortabel, aber wenn man zB eine URL eingeben will, die einzige Chance. Ansonsten sind die Bookmarks doch komfortabler
  • das Gerät kann sich per DHCP automatisch konfigurieren. Statische Konfiguration ist natürlich auch möglich
  • es stellt selbstständig die Uhrzeit per NTP
  • Bei MPEG 1-2 hat das Gerät alles gefressen und problemlos abgespielt, selbst Files mit denen mplayer nicht zurechtkommt. Auch DVD-Schnippsel mit hoher Bandbreite machten keine Probleme. In meiner MPEG4-Test-Stream Sammlung kam er nur mit wenigen Streams zurecht, MPlayer spielt da wesentlich mehr. Meine paar Divx-Filme haben alle funktioniert, nur bei diesen wunderbaren SICP Videos mochte er den Video-Codec nicht (DIV3 laut mplayer, was immer das auch ist).
  • die einzigen Anzeigen sind die Power-LED und zwei LEDs des Netzwerkadapters vorne. Die sind recht hell und eine der beiden flimmert ständig, wie bei Netzwerk-LEDs üblich. Das nervt ein wenig.
  • die digitalen Audio-Ausgänge funktionieren problemlos an meinem Receiver (benutze TOSLINK). Normalerweise werden die Daten als PCM-Streams ausgegeben, wobei es auch eine AC-3 Option in den Einstellungen gibt, wohl um bei MPEG2s aus DVDs die AC-3 durchzulassen. Habe ich aber nicht ausprobiert
  • WLAN ist optional per PCMCIA Karte, habe ich auch nicht ausprobiert
  • Firmware-Updates kann der Mc-500 selbstständig aus dem Internet laden und installieren
  • an der Rückseite ist ein USB-Anschluss, keine Ahnung, wozu. Vielleicht kann man eine Tastatur anschliessen


Insgesamt muss ich sagen, dass ich schon sehr zufrieden bin. Zumindest wenn man bedenkt, dass es quasi die erste Generation solcher Geräte ist. Vor allem die HTML-Oberfläche hat mich positiv überrascht. Zum einen hätte ich nie damit gerechnet, dass man sich das Gerät so einfach an seine Wünsche anpassen kann. Zum anderen, dass man es trotz HTML mit der Fernbedienung noch vernünftig bedienen kann.

Nachtrag (16-02-05): Fotos hinzugefügt; mit der aktuellen Firmware kann man auch einen Server voreinstellen, damit man ihn nicht bei jedem Start auswählen muss; der USB-Anschlus kann mittlerweile für Festplatten und andere Massenspeicher benutzt werden; eine günstiges, offenbar fast baugleiches Gerät gibt es von Pearl.



2004/03/14
Konzept für eine statisch/dynamisch getypte Hybrid-Sprache
auf kdedevelopers.org.

Eek
...ist der Name der Sprache, mit deren Spezifikation ich vor 2 Wochen angefangen habe. Und ich komme ganz gut voran, besser als ich gedacht hätte.



2004/03/01
Digitalismus: DVB-T
Es sieht so aus, als könnte ich schon ab Mai DVB-T empfangen, da Düsseldorf in der Kölner "Dachantennen-Zone" liegt - nur die Zimmerantenne muss bis November warten. Ich habe daraufhin gerade den analogen Empfang über die Hausantenne getestet, und er funktioniert noch. Jetzt muss ich nur noch hoffen, dass sie nicht für den Köner Sender neu ausgerichtet werden muss, und dann habe ich im Mai endlich digitales Fernsehen.



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